Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich als Kind mit meiner Freundin versteckt im hohen Gras der Mainauen am Rande von Bayreuth saß. Um uns herum gab es eine Vielfalt von Pflanzen, grün und bunt. Wir kauten auf Sauerampfer, pfiffen auf Grashalmen und pflückten dicke Blumensträuße für unsere Mütter. Dazu gehörten nicht nur Margeriten sondern auch Lichtnelken, Schafgarbe, Wiesenklee, Wegerich, Hahnenfuß und so manch anderes, was wir nicht mit Namen kannten. Auch Blutströpfchen wuchsen dort, aber wir wußten, dass wir diese stehen lassen sollten, denn die kleine heimische Orchideenart war schon damals geschützt. Als Kontrast zu diesen üppigen Bauernwiesen, wurden die Gärten zu dieser Zeit immer steriler, alles wohl geordnet und der Rasen unbefleckt grün. Die Erkenntnis, dass Monokulturen, zunehmende Umwandlung von Natur in Kultur- und Nutzflächen die Artenvielfalt zerstören ließ auf sich warten. Nun da wir merken, dass unsere Bestäuberarmee, die wir auch so dringend für unsere Landwirtschaft und Kulturpflanzen brauchen, in Gefahr sind, wachen wir allmählich auf. In Parks bleiben nach dem
Mähen Flächen für die fleißigen Insekten stehen, es gibt Saatmischungen für den heimischen Garten mit "Bienenfutter" und die Freude an der bunten Vielfalt kommt zurück. Warum Menschen meinen, sie müßten alles kontrollieren und steuern, bleibt ein Rätsel, denn zu oft entpuppt sich der Eingriff in die Natur als nur schwer oder gar nicht reparable Zerstörung. Wird allerhöchste Zeit für etwas Ehrfurcht, sonst bleibt nur die Wehmut über das, was einmal war und nie wieder sein wird. Wer also ein Fleckchen Erde findet und sei es nur in einem Kasten auf dem Balkon, Samen und rein und sich freuen, wenn zur Blütezeit Bienen und Hummeln vorbeischauen. Und sollte eine Wespe dabei sein, vielleicht hat sie ja mehr Interesse an den Blumen als am Kuchen - einen Versuch ist es wert!
Ich wünsche uns allen einen guten Start in den Sommer 2021 - irgendwie haben wir es verdient trotzallen und darum!
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